Konflikte gehören in der Arbeitswelt zum Alltag. Unterschiedliche Meinungen, Interessen und Bedürfnisse treffen in Teams, zwischen Abteilungen oder auch auf Führungsebene unweigerlich aufeinander. Oftmals werden Konflikte jedoch nur auf ihre negativen Seiten reduziert: Stress, Unzufriedenheit und Störungen im Arbeitsfluss. Dabei wird schnell nach Schuldigen gesucht, anstatt sich auf die Chance zu konzentrieren, die Konflikte bieten können. Tatsächlich können sie, wenn sie konstruktiv bearbeitet werden, entscheidend zur Weiterentwicklung eines Teams oder einer gesamten Organisation beitragen.
Konflikte sind nicht per se negativ
Obwohl Konflikte oft als problematisch wahrgenommen werden, können sie wichtige Funktionen in der Zusammenarbeit übernehmen. Häufig sind es Teams, die ihre Konflikte offen und konstruktiv lösen, die langfristig erfolgreicher arbeiten. Konflikte können dabei helfen, neue Energie freizusetzen, die für Veränderungen genutzt wird, kreative Lösungen zu finden und festgefahrene Strukturen aufzubrechen. So können etwa unklare Rollenverteilungen neu definiert werden, oder das Verständnis zwischen Kollegen verbessert sich, was zu einem stärkeren Zusammenhalt führt.

Was ist ein Konflikt?
Ein Konflikt entsteht, wenn mindestens zwei Parteien aufeinandertreffen und ihre Interessen, Meinungen oder Werte unvereinbar scheinen. Dies kann auf persönlicher, zwischenmenschlicher oder organisatorischer Ebene passieren. Konflikte lassen sich in unterschiedliche Kategorien unterteilen:
- Interessenkonflikte: Hier stehen unterschiedliche Ziele oder Wünsche im Vordergrund. Zum Beispiel kann es in einem Unternehmen zu Konflikten zwischen Abteilungen kommen, wenn knappe Ressourcen verteilt werden müssen.
- Beziehungskonflikte: Persönliche Differenzen oder Missverständnisse führen häufig zu Spannungen zwischen Kollegen. Diese sind oft emotional besonders aufgeladen und schwerer zu lösen.
- Rollenkonflikte: Diese Konflikte treten auf, wenn Unklarheiten darüber bestehen, wer welche Aufgaben oder Verantwortungen übernimmt. Eine Überlappung von Zuständigkeiten führt schnell zu Spannungen.
- Strukturelle Konflikte: Organisatorische Rahmenbedingungen, wie ungleiche Machtverhältnisse oder schlechte Kommunikationswege, können ebenfalls zu Konflikten führen.
Der Schlüssel: Die Konfliktanalyse
Die Konfliktanalyse ist ein wesentlicher Schritt, um den Weg zur Lösung zu ebnen. Sie ermöglicht es, die Ursachen des Konflikts genau zu verstehen und die Dynamiken zu erkennen, die oft tiefer liegen als nur das sichtbare Problem. Laut Glasl tritt ein sozialer Konflikt ein, wenn eine Partei sich in ihren Bedürfnissen – sei es im Denken, Fühlen oder Handeln – durch eine andere beeinträchtigt fühlt. Wenn sich diese Dynamiken zuspitzen und ungelöst bleiben, besteht die Gefahr, dass die Konfliktparteien in eine sogenannte Konfliktfalle geraten. Hier helfen einfache Lösungen oft nicht mehr.
Eine fundierte Konfliktanalyse schafft Klarheit über:
- Die Konfliktparteien und deren Ziele: Wer ist direkt oder indirekt in den Konflikt verwickelt, und welche Interessen stehen auf dem Spiel?
- Die Eskalationsstufe: Wie weit fortgeschritten ist der Konflikt? Gibt es noch Raum für Verhandlungen oder ist der Konflikt bereits so verhärtet, dass externe Mediatoren erforderlich sind?
- Die emotionalen und rationalen Faktoren: Konflikte bestehen oft nicht nur aus einem Sachproblem, sondern sind von Emotionen durchzogen, die berücksichtigt werden müssen, um eine echte Lösung zu finden.

Konflikte als Chance zur Weiterentwicklung
Wenn Konflikte gezielt angegangen werden, bieten sie zahlreiche Chancen. Sie können zur Weiterentwicklung auf individueller und organisationaler Ebene beitragen, indem sie tiefere Einsichten in zwischenmenschliche Beziehungen ermöglichen und kreative Prozesse anstoßen. Indem die Beteiligten lernen, sich bewusst und lösungsorientiert mit dem Konflikt auseinanderzusetzen, entsteht ein tieferes Verständnis für sich selbst und andere. Dies kann dazu führen, dass das Team gestärkt aus der Situation hervorgeht und sich die Zusammenarbeit langfristig verbessert.
Ein zentraler Aspekt dabei ist die Bereitschaft zur Kommunikation. Häufig liegen Missverständnisse oder Kommunikationsbarrieren dem Konflikt zugrunde. Offene Gespräche und eine klare Kommunikation können viele Probleme frühzeitig entschärfen und verhindern, dass Konflikte eskalieren.
Wie kann Konfliktmanagement aussehen?
Konfliktmanagement ist ein systematischer Prozess, der darauf abzielt, Konflikte nicht nur zu lösen, sondern auch zu verhindern und ihnen präventiv entgegenzuwirken. Dies erfordert sowohl von Führungskräften als auch von Mitarbeitern spezifische Fähigkeiten, um Konflikte positiv und produktiv zu handhaben. Eine wichtige Technik hierbei ist die Mediation, die es den Konfliktparteien ermöglicht, durch eine neutrale Drittperson eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Darüber hinaus spielen Coaching und regelmäßige Kommunikation eine zentrale Rolle, um Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen oder sie frühzeitig zu entschärfen.
Fazit: Konflikte richtig angehen
Konflikte sind ein unvermeidbarer Teil der Arbeitswelt, doch der Umgang mit ihnen entscheidet über die Auswirkungen auf die Arbeitsbeziehungen und die Produktivität. Statt Konflikte zu ignorieren oder zu unterdrücken, sollten Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu befähigen, Konflikte konstruktiv und lösungsorientiert anzugehen. Die Konfliktanalyse ist dabei der erste Schritt, um die Ursachen des Konflikts zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu finden.
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Literatur:
Antons, K., Ehrensperger, H. & Milesi, R. (2019). Praxis der Gruppendynamik: Übungen und Modelle (10., vollständig überarbeitete Auflage). Hogrefe.
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Glasl, F. (2020). Konfliktmanagement: Ein Handbuch für Führung, Beratung und Mediation (12., aktualisierte und erweiterte Auflage). Haupt Verlag; Verlag Freies Geistesleben.
Glasl, F. (2024). Konfliktmanagement: Ein Handbuch für Führung, Beratung und Mediation (13., aktualisierte Auflage 2024). Haupt.
Mayer, C.‑H. (2020). Intercultural mediation and conflict management training: A guide for professionals and academics. Springer International Publishing.
Proksch, S. (2014). Konfliktmanagement im Unternehmen: Mediation und andere Methoden für Konflikt- und Kooperationsmanagement am Arbeitsplatz (2. Aufl. 2014). Springer Berlin Heidelberg.
Schwarz, G. (2014). Konfliktmanagement: Konflikte erkennen, analysieren, lösen (9. Auflage). Springer Gabler.